OGV Tamsweg

Geschichte des Obstbaus im Lungau

Die erste Geschichtliche Erwähnung des Obstbaus im Lungau ist eine Mitteilung eines gewissen Herrn Hübner an das Erzstift Salzburg. Von Obstbäumen hat man im Lungau nur saure und süße Kirschen, die erst um Bartholomäus (24. August) reif werden. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Trauben trifft man hier nicht, es könnte aber doch Obst angebaut werden. Dem Mangel begegnet man indem man Obst aus Kärnten bezieht.

Am 18 September 1814 berichtet der Landgerichts-Oberschreiber Johann Fischl vom Obstbau von St. Michael an den Landwirtschaftsverein in Bayern. Schon mancher erwerbsarmer Landwirt versuchte edle Obstsorten aus wärmeren Gegenden  in den Lungau einzuführen, doch die strengen und langen Winter und der nicht seltene Schneefall im Sommer vernichtete jede Hoffnung.

Ignaz von Kürsinger berichtete im Juli 1853, dass im Klima die Ursachen des schlechten Gedeihens der Obstbaumzucht liegt. Männer, deren Verbreitung des Obstbaus am Herzen liegen, sagten, dass die Emporbringung von Obstbäumen mit unsäglichen Schwierigkeiten verbunden ist und im Winterbei jedem Schneefall Tag und Nacht die Bäume zu schütteln sind, damit die Äste nicht brechen. Hat man Frühobst gepflanzt, so ist die Blütezeit noch im langen hinausdauernden Winter und hat man Spätobst gepflanzt, so kommt der Winter früher als die Reife des Obstes. Durch den kalten Nordwind findet man keine Trauben, Pflaumen, Äpfel und Birnen, sondern nur Kirschen und die Spanische Weichsel gedeiht vortrefflich.

 Die größte Gefahr im Lungau ist aber der Reif, eine einzige heitere kalte Nacht kann die gesamte Ernte vernichten. Auf 10 Jahre kommen in der Regel 3 Reifjahre und als Abhilfe gab es schon damals das Reifheizen. Trotz rauhem Klima gibt es auch positive Eigenheiten im Lungau, Die niedrigen Niederschläge (750 mm) führen zu geringen Pilzerkrankungen und die besten Anbaulagen sind die Hänge um Mariapfarr, St. Margarethen und Unternberg, am schlechtesten ist der Kaltluftsee von Tamsweg.

Ein Lehrermangel um das Jahr 1870 führte dazu, dass Lehrerfamilien aus Südtirol in den Lungau einwanderten und einen Aufschwung im Obstbau brachten.

1879 fand die erste Obstbaumlieferung aus Wels statt, doch die Bäume gediehen im Lungau schlecht und als Lösung des Problems war, eine eigene Baumschule zu gründen.

Die erste Baumschule wurde mit Unterstützung von Peter Binggl gegründet und die daraus gezogenen Obstbäume wurden im ganzen Lungau verbreitet. Die ersten Aufbauarbeiten von den Herren Binggl, Praxmarer, Guggenberger und Mittersakschmöller war Ende des 19. Jahrhunderts geleistet.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Obstbauvereine gegründet und die Kenntnisse im Obstbau verbreitet. Durch die Weiterentwicklung von Sortenzüchtungen und der Ausbildung von Baumwarten wurde der Obstbau im Lungau professionalisiert.

Mit der Anschaffung von Geräte zur Krankheitsbekämpfung und Weiterverarbeitung, wie Obstpressen machten den Obstbau für die Lungauer Bevölkerung wirtschaftlich bedeutend.